Militärmusikschüler / Military musik students

Heinz Schülz

Auftrittuniform / Performance uniform

Zivile Militärmusikschüler / Civil students

Deutsch:

Am 1. September 1975 begann die Ausbildung von Militärmusikern für die Teilstreitkräfte der Nationalen Volksarmee (NVA) sowie für die Grenztruppen der DDR an der Technischen Unteroffiziersschule „Erich Habersaath“ in Prora auf der Insel Rügen. Die Schule war im ehemaligen NS-Komplex „Kraft durch Freude“ untergebracht, einem Großprojekt aus den 1930er- und 1940er-Jahren, das als Ferienanlage für 20.000 „Volksgenossen“ Schlagzeilen machte. Die Leitung der Ausbildung lag zunächst in den Händen des Oberstmusikdirektors Heinz Schulz. Am 1. Juli 1978 übernahm Major Musikdirektor Hanns Kochanowski die Leitung, die er bis zur Auflösung der Schule Anfang Oktober 1990 innehatte. Zu diesem Zeitpunkt war er bereits zum Oberst befördert worden.

 

Seit der Gründung der Musikschule im September 1975 wurden jeweils 90 Militärmusikschüler in drei Zügen zu je 30 Personen über einen Zeitraum von drei Jahren ausgebildet. Voraussetzung für die Aufnahme war ein guter Abschluss der damaligen Polytechnischen Oberschule, eine vorherige musikalische Ausbildung an einer Musikschule oder in einem Jugendblasorchester sowie das Bestehen einer Eignungsprüfung. Bewerber konnten ab einem Alter von 16 Jahren (mit Einwilligung der Erziehungsberechtigten) aufgenommen werden und wurden zunächst als zivile Beschäftigte geführt, bis sie mit 18 Jahren zum aktiven Wehrdienst einberufen wurden. Die Verpflichtung zum Militärmusikdienst betrug in der Regel mindestens zehn Jahre.

 

Ein Aufnäher mit einer Lyra und einem, zwei oder drei Winkeln zeigte an, in welchem Ausbildungsjahr sich ein Militärmusikschüler befand: ein Winkel für das erste Jahr, zwei für das zweite und drei für das dritte Jahr. Für Militärmusikschüler galten besondere Vorschriften hinsichtlich Uniform und Abzeichen. Bis 1986 bot die spezielle Ausbildungseinrichtung der NVA eine dreijährige technische Fachausbildung für zukünftige Mitglieder des Stabsmusikkorps, der Musikkorps und des Zentralen Orchesters der NVA. Im Dienst trugen die Schüler Uniformjacken aus Kammgarn (Berufsqualität) mit zurückhaltenden Schulterklappen, weiß paspelierten Hosen, eine Schirmmütze aus Kammgarn sowie eine Ärmelband mit dem Text MILITÄRMUSIKSCHÜLER. Anstelle der üblichen Kragenspiegel wurden Lyren aus Aluminium getragen. Direkt über der Ärmelband befand sich ein Aufnäher, der das Ausbildungsjahr kennzeichnete.

 

Die Schüler erhielten zudem Wintermäntel und Pelzmützen. Der Wintermantel aus Kammgarn war ebenfalls mit dem Ärmelband MILITÄRMUSIKSCHÜLER versehen, und die Pelzmütze trug eine Kokarde in der Ausführung für Mannschaftsdienstgrade. Bei Auftritten durften die Militärmusikschüler eine Repräsentationsschnur sowie ein weißes Hemd tragen. Lyren auf den Schulterklappen wurden ausschließlich in Kombination mit dem grauen Diensthemd getragen.

 

Zu Beginn des 5. Semesters oder nach Erreichen des 18. Lebensjahres, wenn die Schüler offiziell ihren Militärdienst antraten, trugen sie Schulterklappen mit weißer Paspelierung im Rang eines Soldaten ohne Lyra. Zu diesem Zeitpunkt erhielten sie auch Felduniformen und eine Schirmmütze. Nach dem 6. Semester und dem Bestehen der Staatsprüfung wurden sie zum Feldwebel befördert. Schüler mit außergewöhnlichen Leistungen wurden zum Oberfeldwebel befördert.

 

Im Jahr 1986 änderte sich der Lehrplan, und ab diesem Zeitpunkt absolvierten Militärmusikschüler ein vierjähriges Studium und erreichten beim Abschluss den Rang eines Fähnrichs. Ab 1986 dienten die Schüler zunächst drei Jahre als zivile Militärmusikschüler, während dieser Zeit trugen sie Schulterklappen der Felddienstunform. Nach erfolgreichem Bestehen der Staatsprüfung und der Vereidigung zum Militärdienst setzten sie ihre Ausbildung als Fähnrichschüler (zweites Jahr/zwei Winkel) im letzten Ausbildungsjahr fort. In diesem vierten Jahr trugen sie einen schlichten Lyra-Aufnäher an ihrem Ärmel ohne Winkel, der das Ausbildungsjahr anzeigte. Dieser Aufnäher unterschied sich von dem, den ein Fähnrich trug, da der Fähnrich-Musiker-Aufnäher einen silbernen Ovalrahmen um die Lyra hatte.

Im letzten Jahr durchliefen die Schüler eine Grundausbildung und sammelten praktische Erfahrungen während eines Praktikums in einem Militärorchester, wodurch sie mit den beruflichen Anforderungen vertraut wurden. In dieser Zeit trugen sie eine Uniform wie jeder andere Fähnrichschüler. Der Ärmelaufschrift wurde nicht mehr getragen, und die Lyren an den Kragen wurden durch Kragenspiegel ersetzt. Nach dem erfolgreichen Abschluss der „Technischen Schule“ und der Beförderung zum Fähnrich waren sie als Berufsmusiker qualifiziert und wurden einem der NVA- oder Grenztruppen-Orchestern zugeteilt.

Deutsch:

Ein Foto nach 1986. In der Mitte ein 4. Jahrgang Militärmusikschüler im Rang eines 2. Jahrgangs Fähnrichschülers. Seine Uniform zeigt einen schlichten Lyra-Aufnäher, ohne Ärmelband, sowie Schulterklappen und Kragenspiegel im Stil der Mot. Schützen. Rechts ein Schüler im ersten von drei Jahren seiner Ausbildung als Zivilist.

English:

A post-1986 photograph. In the center, a 4th-year Militärmusikschüler in the rank of 2nd-year Fähnrichschüler. His uniform features a plain lyre patch, without a cuff title, and Mot. Schützen-style shoulder boards and collar tabs. On the right, a student in his first three years of education as a civilian.


Deutsch:

Militärmusikschüler, die in einem grauen Diensthemd mit Lyra auf ihren Schulterklappen üben.

English:

Militärmusikschüler practicing in a grey service shirt with a lyre on their shoulder boards.

Deutsch:

Auftrittuniform eines Militärmusikschülers im 2. Jahr (1975-1990)

 

Hauptmerkmale:

  • Uniformjacke in Berufsqualität

  • Weiß paspelierte Hose

  • Repräsentationsschnur

  • Weißes Hemd

  • Feldmütze in Berufsqualität

  • FDU-Schulterklappen

  • Linker Arm mit Lyra-Aufnäher und zwei Winkeln

  • Ärmelaufschrift "MMS" (Militärmusikschüler)

  • Lyra anstelle von Kragenspiegeln

English:

 

Performance uniform (Auftrittuniform) of a Militärmusikschüler in their 2nd year (1975-1990).

 

Main characteristics:

  • Career soldier quality jacket

  • White-piped trousers

  • Repräsentationsschnur (ceremonial cord)

  • White shirt

  • Career soldier side cap

  • Subdued (FDU) shoulder boards

  • Left arm with lyre patch featuring two chevrons

  • Cuff title "MMS" (Militärmusikschüler)

  • Lyre instead of collar tabs

English:

On September 1, 1975, the training of military musicians for the branches of the National People's Army (NVA) and the Border Troops of the GDR began at the Technical Non-Commissioned Officer School "Erich Habersaath" in Prora, on the island of Rügen. The school was located in the former Nazi "Kraft durch Freude" complex, a massive holiday resort project for 20,000 “fellow citizens” that made headlines in the 1930s and 1940s. The program was initially led by Colonel Music Director Heinz Schulz. On July 1, 1978, Major Music Director Hanns Kochanowski assumed command and held the position until the school's dissolution in early October 1990, by which time he had attained the rank of colonel.

 

From its founding in September 1975, the school trained 90 military music students at a time, organized into three platoons of 30. The program lasted three years. To be admitted, applicants had to demonstrate a solid academic record from what was then the polytechnic secondary school, prior musical training from a music school or youth orchestra, and pass an aptitude test. Candidates could be accepted from the age of 16 (with parental consent) and were initially employed as civilian staff until their conscription at age 18. Recruits were expected to commit to at least 10 years of service as military musicians.

 

A patch featuring a lyre and chevrons indicated which year of study a military music student was in: one chevron for the first year, two for the second, and three for the third. There were specific regulations regarding the uniforms and insignia worn by military music students. Until 1986, the NVA’s specialized training institution provided a three-year technical education program for future members of the staff music corps, the music corps, and the central orchestra of the NVA.

 

While on duty, students wore Kammgarn (professional-grade) uniform jackets with subdued shoulder boards, white-piped trousers, a Kammgarn side cap, and a cuff title bearing the inscription MILITÄRMUSIKSCHÜLER. Instead of traditional collar tabs, aluminum lyres were worn. Just above the cuff title, a patch displayed the student’s current year of study. Students were also issued winter coats and fur hats. The winter coat, also made of Kammgarn, bore the same MILITÄRMUSIKSCHÜLER cuff title, and the fur hat featured a standard enlisted cockade. When performing, military music students could wear a Repräsentationsschnur (ceremonial cord) and a white dress shirt. They would only wear lyres on their shoulder boards when dressed in the grey service shirt.

 

At the beginning of the 5th semester of study, or upon reaching the age of 18, when they formally entered military service, students wore white-piped shoulder boards in the rank of Soldat. At this point, they were also issued field service uniforms and a visor cap. After completing the 6th semester and passing their state exam, they were promoted to the rank of Feldwebel. Students with exceptional grades were promoted to Oberfeldwebel.

 

In 1986, the curriculum changed, and from that point onward, military musician students completed a four-year program, graduating with the rank of Fähnrich. Starting in 1986, students served as civilian Militärmusikschüler for the first three years, during which they wore subdued shoulder boards for the entire period. After successfully passing the state exam and being sworn into military service, they would continue as Fähnrichschüler (second year/two stripes) in their final year. In this fourth year, they wore a plain lyre patch on their sleeve without chevrons, which indicated the educational year. This patch was different from the one worn by a Fähnrich, as the latter featured a silver oval around the lyre.

 

In their final year, students underwent basic training and gained practical experience through an internship in a military orchestra, familiarizing themselves with professional requirements. During this time, they wore a uniform just like any other Fähnrichschüler. The cuff title was no longer worn, and lyres on the collar were replaced by collar tabs. After successfully completing the "technical school" and being promoted to the rank of Fähnrich, they were qualified as professional musicians and transferred to one of the NVA or Grenztruppen orchestras.